Heute möchten wir euch die Geschichte hinter der Initiative Rosi erzählen, die aus einer ganz persönlichen Erfahrung entstanden ist. Es begann alles mit dem Verlust von Tinas Mutter, Roswitha, die im April 2009 an Krebs erkrankte und Weihnachten desselben Jahres an den Folgen der Krankheit starb. Während ihrer Chemotherapie begleitete Tina sie viele Monate lang. Die kühlen, sterilen und ungemütlichen Räume, in denen Roswitha die lange Zeit der Behandlung verbringen musste, prägten Tina nachhaltig. Sie waren laut, unbequem und wenig einladend – kaum ein Ort, an dem man sich in solch einer schweren Zeit wohlfühlen kann.
Die Frage nach dem Wohlfühlen
Warum richten wir unsere Häuser so ein, dass wir uns wohlfühlen, aber die Räume für die Chemotherapie bleiben steril und unpersönlich? Diese Frage ließ uns nicht los. Wir wollten etwas ändern – nicht nur für Roswitha, sondern für alle Frauen, die in solchen Momenten in der Chemotherapie sind. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass das Umfeld die Lebensqualität und die Verträglichkeit von Krebstherapien beeinflussen kann. Doch trotz dieser Erkenntnisse gibt es wenig Veränderung im Gesundheitswesen.
Der Schritt zur Veränderung
So begann die Reise der Initiative Rosi. Wir wollten einen Ort erschaffen, der den Frauen in der Chemotherapie Kraft zurückgibt, an dem sie sich nicht nur als „Behandelte“, sondern als aktive, selbstbestimmte Menschen erleben können. Ein Ort, der nicht nur funktional ist, sondern auch emotionalen und physischen Rückhalt bietet. Unser Ziel war es, aus der Wartezeit Lebenszeit zu machen.
Der kreative Raum für Heilung
Mit der Unterstützung von vielen Menschen, die unsere Vision teilten, kamen wir schließlich mit der Charité Berlin in Kontakt. Die Umgestaltung der Chemoambulanz sollte mehr als nur ein Umbau der Räumlichkeiten sein. Wir wollten ein Umfeld schaffen, das den Patientinnen auf allen Ebenen guttut: sowohl emotional als auch physisch. Dazu gehörte ein neues Raumkonzept, das Licht, Akustik und Duft miteinbezieht. Bequeme Sessel und flexible Raumaufteilungen bieten den Frauen die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, während sie gleichzeitig die Option haben, sich mit anderen auszutauschen oder an Kursen teilzunehmen. Unser Konzept beinhaltete auch Angebote wie Meditationsübungen, Yoga am Chemostuhl, Kosmetikkurse oder Lesungen, die den Frauen helfen sollen, mit der schwierigen Situation besser umzugehen.
Gemeinsam für die Veränderung
Da im aktuellen Gesundheitssystem solche Veränderungen oft finanziell nicht abgedeckt werden, entschieden wir uns, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. Mit Hilfe einer PR-Agentur und prominenter Unterstützung, wie von Herbert Grönemeyer, Roberto Blanco und Udo Walz, sammelten wir Geld für die Umsetzung unseres Projekts. Es war eine sehr emotionale Reise, da wir in den Wartezimmern auf viele Angehörige trafen, die uns erzählten, wie sehr sie sich wünschen, etwas für ihre Liebsten tun zu können. Diese Begegnungen bestärkten uns in unserer Überzeugung, dass wir einen Ort schaffen müssen, der mehr als nur eine medizinische Behandlung bietet.
Die Weiterentwicklung und Umsetzung
Unsere Kampagne erregte große Aufmerksamkeit. Über die Weihnachtszeit und ins neue Jahr hinein machten wir mit einer Stadtkampagne in Berlin erneut auf unser Anliegen aufmerksam. Dank der Unterstützung von Mediapartnern konnten wir auch während der Corona-Pandemie auf besten Werbeflächen präsent sein. Dank des unermüdlichen Einsatzes und der Unterstützung vieler Menschen, darunter auch das Klinikpersonal, konnten wir das Projekt schließlich im November 2022 einweihen. Die Berichterstattung in den wichtigsten deutschen Medien wie Spiegel, FAZ und Süddeutsche Zeitung brachte uns weit über Berlin hinaus Aufmerksamkeit.
Das Ergebnis: Ein Ort der Heilung und Hoffnung
Heute trägt die umgestaltete Chemoambulanz den Namen von Tinas Mutter Roswitha. Der Raum ist mehr als nur ein medizinischer Behandlungsort – er ist ein Rückzugsort, ein Raum des Wohlbefindens. Mit weichen Deckenbeleuchtungen, einem integrierten Duftkonzept und einem ruhigen, warmen Ambiente bietet der Raum den Patientinnen eine Atmosphäre der Geborgenheit. Der Eingangsbereich begrüßt die Besucher mit einer Wand, die die Geschichte des Projekts erzählt und die Bedeutung dieser Veränderung hervorhebt.
Mit der Initiative Rosi haben wir ein Pilotprojekt geschaffen, das Signalcharakter für ganz Deutschland haben soll. Es ist ein Schritt, die Umgebung für erkrankte Frauen zu einem Ort der Heilung und des Wohlbefindens zu transformieren – ein Ort, an dem sie nicht nur behandelt werden, sondern sich auch als Teil einer Gemeinschaft erleben können, die sie unterstützt.