Anna Fiegen

Gewaschene Moderne

Wenn Archi­tektur – gebaute oder nur ge­plante – ab­gebildet wird, dann meist in der virtu­ellen Ideal­welt von Archi­tektur­renderings. Oder aber durch das Medium der Foto­grafie, das nolens volens immer Stimmung und Kontext mit­trans­portiert. Die Ge­bäude auf den Ge­mälden von Anna Fiegen gehen auch von Foto­grafien aus, von selbst­ge­machten ebenso wie von Zu­falls­funden aus Büchern oder dem Internet. Jedoch sind sie weder sterile Ober­fläche, noch durch ihre situative Ein­gebunden­heit gefärbt. Viel­mehr zeigen sich die von der bruta­listischen Moderne inspi­rierten Ge­bäude in redu­zierter Wesen­haftig­keit. Dennoch nicht ohne Ironie, wenn etwa das un­schwer erkenn­bare Berliner Corbusier­haus in Kontrast tritt mit der schlichten Geo­metrie eines Vogel­hauses. 


Ebenso ironisch lässt sich der Titel lesen, in dem der Wasch­beton des Bruta­lismus (abgeleitet vom französischen Béton brut für Roh- oder Sicht­beton) anklingt, ge­nauso aber auch eine von vor­gepräg­ten Sicht­weisen frei­ge­waschene Be­trach­tung gemeint sein kann. Die Katalog­ge­stal­tung von MüllerValentini mischt sich in die Inter­pretation nicht ein, sondern greift die Ele­mente auf: Durch eine Typo­graphie, die im besten Sinne brut (roh) ist. Farben, die in kühler Zu­rück­haltung nichts be­schönigen oder kommen­tieren. Und ein Layout, das die Bilder groß und monu­men­tal in den Vorder­grund stellt.


Kunde: Goldrausch Künst­lerinnen­projekt 
Leistung: Konzept, Editorial Design